Anpassung der Größenklassenkriterien erfolgt mit 2024

Im Bereich der Bilanzierung kommt es zu grundlegenden Änderungen: Die Schwellenwerte für die Einteilung von Kapitalgesellschaften nach Größenklassen werden für Geschäftsjahre, die am oder nach dem 01.01.2024 beginnen, angepasst. Um Prüfungs- und Berichtspflichten zu erleichtern, ist seitens der EU eine Erhöhung der Größenmerkmale Umsatz und Bilanzsumme um 25% vorgesehen.

Nun wurde die in Österreich maßgebliche "UGB-Schwellenwerte-Verordnung" veröffentlicht, in der die erhöhten betraglichen Schwellenwerte für die Größenklassen von Kapitalgesellschaften (§ 221 UGB) und für die größenabhängigen Befreiungen für Konzernabschlüsse (§ 246 UGB) sowie deren Anwendbarkeit für Geschäftsjahre beginnend ab 01.01.2024 festgelegt wurden (also bei Kalenderjahren erstmals für Jahres- und Konzernabschlüsse zum 31.12.2024 bzw. für abweichende Wirtschaftsjahre 2024/25).

Einteilung in Größenklassen

Kapitalgesellschaften werden in Österreich laut Unternehmensgesetzbuch (UGB) in folgende Größenklassen unterteilt: Kleinstkapitalgesellschaft, Kleine, Mittelgroße sowie Große Kapitalgesellschaft. Ausschlaggebende Kriterien dafür sind Umsatz, Bilanzsumme und Arbeitnehmeranzahl. Die Schwellenwerte im Sinne des § 221 UGB sind auf alle Kapitalgesellschaften (GmbH, FlexCo und AG) sowie kapitalistische Personengesellschaften (z.B. GmbH & Co KG) anzuwenden. 

Hier finden Sie eine Gegenüberstellung der bisherigen und der neuen Schwellenwerte der Größenmerkmale Bilanzsumme und Umsatzerlöse:

Schwellenwerte zur Ermittlung der Größenklassen

	Bilanzsumme alt	Bilanzsumme neu	Umsatz-erlöse alt	Umsatzerlöse neu	Arbeitnehmer-anzahl unverändert
Kleinst-kapital-gesellschaft	≤ € 0,35 Mio	≤ € 0,45 Mio	≤ € 0,7 Mio	≤ € 0,9 Mio	≤ 10
Kleine Kapital-gesellschaft	€ 0,35 – 5 Mio	€ 0,45 – 6,25 Mio.	€ 0,7 – 10 Mio	€ 0,9 – 12,5 Mio	10-50
MittelgroßeKapital-gesellschaft	€ 5 – 20 Mio	€ 6,25 – 25 Mio	€ 10 – 40 Mio	€ 12,5 – 50 Mio	>51-250
Große Kapital-gesellschaft	> € 20 Mio	> € 25 Mio	> € 40 Mio	> € 50 Mio	>250

Schwellenwerte zur Konzernbefreiung

Obergrenze	Bruttomethode		Nettomethode
	UGB alt	Neu	UGB alt	Neu
Bilanzsumme	€ 24 Mio	€ 30 Mio	€ 20 Mio	€ 25 Mio
Umsatzerlöse	€ 48 Mio	€ 60 Mio	€ 40 Mio	€ 50 Mio

Welche Auswirkungen hat die Einstufung in eine Größenklasse?

Die Zuordnung zu einer Größenklasse hat unter anderem Einfluss auf Umfang und Inhalt des Jahresabschlusses. Sie gibt vor, ob Unternehmen ihre Jahresabschlüsse prüfen lassen müssen, ob sie lediglich einen verkürzten Jahresabschluss beim Firmenbuchgericht offenzulegen haben oder ob bei großen Firmengruppen eine Pflicht zur Konzernabschlussprüfung besteht.

Die Größenklassen haben auch Auswirkungen auf die Berichtspflicht: So müssen beispielsweise ab dem Berichtsjahr 2025 große Kapitalgesellschaften zusätzlich einen Nachhaltigkeitsbericht (CSRD) vorlegen.

Warum wurden bestimmte Kriterien für die Größenklassen adaptiert ?

Der Anpassung der Größenmerkmale liegt folgende Entwicklung zugrunde: Die Kriterien für die Größenklassen wurden von der EU zuletzt im Jahr 2013 adaptiert. Inflation und Preisentwicklungen im Euro-Währungsgebiet haben Bilanzsummen und Nettoumsätze von Unternehmen seitdem aber stark ansteigen lassen. Viele KMU überschreiten deshalb die Kriterien und müssen zusätzliche Berichts- und Prüfungspflichten erfüllen.

Die Erhöhung der Schwellenwerte soll dieser Entwicklung gegensteuern und Unternehmen im Hinblick auf Prüfungs- und Berichtspflichten Erleichterungen verschaffen.

Rechtliche Grundlagen

Artikel 3 der Richtlinie 2013/34/EU des europäischen Parlaments und des Rates sieht eine regelmäßige Überprüfung der Schwellenwerte vor, im Bedarfsfall kann die EU-Kommission die Werte adaptieren.

Was die Rechtsfolgen betrifft, in welche Größenklasse die jeweilige Kapitalgesellschaft einzuordnen ist, sind bei der Rückschau auf die letzten zwei Jahre bereits die erhöhten Schwellenwerte heranzuziehen.

Sie haben noch Fragen? Unsere Expert:innen Irene Grass und Martin Schmidt unterstützen Sie gerne.

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